Geschichte der Wolgadeutschen
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25-jähriges Priesterjubiläum von Pater Georg Rißling

Katharinenstadt. Den 22. Juni 1902. Am zweiundzwanzigsten Juni feierte der Hochwürdige Herr Dekan von Katharinenstadt, P. Georg Rißling, sein fünfundzwanzigjähriges Priesterjubiläum.

Ein solches Fest war seit einem Jahrhundert in Katharinenstadt noch nicht gewesen; darum war die Freude der hiesigen Pfarrkinder eine ganz besonders große. Alle Herzen waren voller Erwartungen. Die Freude wurde jedoch dadurch ein wenig vermindert, daß der Hochwürdige Herr Jubilar seines kränklichen Zustandes wegen von der kirchlichen Feier mit den damit verbundenen Ceremonien Abstand nehmen mußte. Er hielt um 7 Uhr ein gewöhnliches Amt und gedachte diesen Tag in aller Stille und Zurückgezogenheit zuzubringen; aber gegen seine Erwartung erschienen um 10 Uhr Gratulanten, die dem Herrn Jubilar ihre herzlichen Glückwünsche darbrachten und zugleich auch die Angebinden überreichten, wobei sich einzelne Familien besonders auszeichneten. Außer den persönlichen Gratulationen erhielt der Jubilar auch eine Masse Gratulationsdepeschen.

Darauf folgte ein üppiges Frühstück. Der Frühstückstisch, war reichlich bestellt und mit schönen Blumenbucketts geziert, sowie auch die inneren Räumlichkeiten des Pastorates mit reizenden Guirlanden von zarten Händen geschmückt waren.

Obwohl keine kirchliche Feier stattfand, so verbrachte doch der Jubilar im Kreise weniger, aber treuergebener Freunde diesen Tag in der größten Gemütlichkeit; besonders brachte Dr. Bolz, der hier allbekannte Chirurg, der zugleich auch der Hausarzt des H. Jubilars ist, mit seinem unerschöpflichen Humor die größte Heiterkeit in die Gesellschaft. —

Ein Jubiläum zu feiern ist au und für sich nicht schwierig. Aber fünfundzwanzig Jahre auf dem frommen Arbeitsfelde des Herrn tätig zu sein, fünfundzwanzig Jahre mit ihren Hoffnungen, und Freuden, mit ihren Ängsten, Sorgen und Bitterkeiten, fünfundzwanzig Jahre heißer, treuer, unblässiger Arbeit — mit einem Wort, ein Vierteljahrhundert des Erfolges — ja, das ist doch in der Tat das Schönste und Edelste, was ein Menschenherz erheben und erfreuen kann. Von dieser fünfundzwanzigjährigen Wirksamkeit gehören zwanzig Jahre der katholischen Pfarrei Katharinenstadt an. Gewiß eine lange Zeit! Zumal wenn man in Betracht zieht, daß Katharinenstadt ein gemischter Ort ist, wo die Mehrzahl anderen Konfessionen angehört; wo die Pastoration mit manchen Schwierigkeiten verbunden ist, von denen man in anderen Kirchensprengeln nur wenig Ahnung bat, so daß gewiß viel Takt und Umsicht dazu gehört, sich fast ein Vierteljahrhundert auf solchem Posten zu halten. Nochmals wollen wir ihm alles Beste von Herzen wünschen — möge er noch lange als kluger und eifriger Priester in seiner Gemeinde wirken, und auch sein 50-jähriges Jubiläum noch erleben.

A. M . . . . r.


Klemens, Nr. 40 vom 3. Juli 1902, S. 333.