Geschichte der Wolgadeutschen
Приложение к статье: Цорн Иоганнес

Ein Freundesurteil über Johannes Zorn †

Ein langjähriger Mitarbeiter und treuer Freund des verstorbenen Wolgadeutschen Volksmannes Joh. Zorn (s. Nr. 10 d. Blattes 1923) schreibt uns aus Kraft: „Ihren Nachruf auf meinen Freund Zorn habe ich gelesen. Wie Sie ihn doch gekannt haben! Ja, solche Männer verdienen es, beim Volk erwähnt und aus der Reihe anderer hervorgehoben zu werden. Die Stefaner, Krafter, Holsteiner, Dobrinkaer haben ihn gekannt und geschätzt, ebenso viele andere unserer Kolonien, nur seine nahe Umgebung (Zorn stammte aus Orlowskoje. Die Schriftltg.) nicht. Mit welch bitterer Miene klagte er mir im Februar 1921, die Orlowskojer nennten ihn „Bolschewike-Zorn“, weil er in Marxstadt in einer Abteilung der Presseverwaltung tätig sei. Damals sagte er mir, er sei einige Tage vor Gram über diese Verkennung seiner Kräfteverwertung völlig krank gewesen. Er lebte ja doch nur fürs Volk und legte Hand an, wo er nur konnte. In ihm lag eine ganze, wahrhafte, menschlich liebende Seele. Er sah viele seiner Dorfkultur-Schlösser versinken, fing aber immer wieder von vorn an, ungeachtet „des Undankes unseres Schmerzenskindes, des Volkes“, wie er seinen nächsten Mitarbeitern einmal sagte.

Konstantin Brüggemann.


Der Wolgadeutsche, Berlin, 1923, Nr. 16, 1. Beilage, S. 1.