Geschichte der Wolgadeutschen
Приложение к статье: Граубергер Екатерина Давидовна


Auf diesem Bild sehen Sie die in den 30er Jahren berühmte Melkerin Katharine GRAUBERGER (Mitte), die für ihre hohen Leistungen (41,6 Liter Milch pro Kuh und Tag) als eine der ersten sowjetdeutschen Frauen mit dem Leninorden ausgezeichnet wurde.

Wer von unseren Lesern könnte von dem weiteren Lebensweg dieser tüchtigen Frau berichten? Wer erkennt die anderen Abgebildeten?

Paulina OTT

Zelinograd

Freundschaft, Nr. 68 vom 6. April 1973, S. 2.


Rund um eine Melkerin

Das Foto in ,,Freundschaft“, (Nr. 68/1973) ließ viele Leser zur Feder greifen. Es haben sich Freunde der in den 30er Jahren berühmten Melkerin gemeldet. Einige Briefe führen wir hier an.

Als erste schrieb uns Johanna Fröse aus dem Kolchos „Nowy Put“ des Rayons Tschu, Gebiet Dshambul. „Ich lernte Katja Grauberger kennen“, schreibt Johanna, „als sie noch eine junge Melkerin war. Später wurde sie Obermelkerin und heiratete David Kraus, einen Schofför. Jetzt leben wir wieder in einem Dorf, möchte sie gerne besuchen, aber für meine 77 Jahre ist der Weg zu ihr zu weit. Weiß aber, daß beide — Katja und David Kraus — auf Pension sind, ein schönes Eigenhaus mit Hof und Garten und sechs Kinder haben. Die vier ältesten haben schon eigene Familien, während die zwei jüngsten noch in die Schule gehen.“

Von seinen Begegnungen mit der Berühmtheit der ersten Planjahrfünfte er zählt Jakob Steinmetz (Gebiet Pawlodar). „Auf einer Rayonausstellung 1939 erzählte die Melkerin, wie sie zu hohen Milcherträgen kam, wie sie im Kreml begrüßt wurde. Ein anderes Mal kam sie in unser Dorf zum Erfahrungsaustausch mit unserer Bestmelkerin Olinde Dötzel. Aus diesem Anlaß fand im Klub eine stark besuchte Versammlung statt, auf der die Genossen Kunstmann, Vertreter des Kantonparteikomitees, und Johannes Filbert, Kolchosvorsitzender, Ansprachen hielten. Der Besuch der Lenin-Ordenträgerin Katharina Grauberger wurde mit einem Festmahl und Tanz geehrt.“

Einen anderen unserer Leser, Johannes Weiß (Alma-Ata), ließ das Foto zum Wanderstab greifen. Er suchte den Zootechniker Viktor Kindsvater auf, der in der dritten Abteilung des Sowchos Koktjube arbeitet, aber sich gerade im Krankenhaus befand. „Ich fragte Viktor Iwanowitsch an seinem Krankenbett“, schreibt Genosse Weiß, „ob er sich noch an die Melkerin Grauberger erinnern könne. Gewiß kannte ich die Frau, eine Melkerin von hoher Kultur. Wir waren zusammen zweimal auf der Unionsaus von Tierpflege und vom richtigen Füttern. Daher hatte sie so hohe Leistungen.“

Noch ein Brief, eigentlich ein ausführlicher Bericht darüber, wie Katharina und David Kraus heute leben. Darüber schreibt ihr Landsmann R. Maier aus dem schon erwähnten Kolchos „Nowy Put“. „Katharina Grauberger-Kraus ist eine zielstrebige Frau, die weiß, was sie im Leben will. Auf der Unionsberatung der Viehzüchter im Februar 1935, auf der sie als eine der ersten sowjetdeutschen Frauen mit dem Leninorden ausgezeichnet wurde, verpflichtete sie sich, von Jeder ihrer Kühe 7000 Kilo Milch im Jahr zu melken. Und diese Verpflichtung löste sie ein. 1937 wurde sie in den Obersten Sowjet der UdSSR gewählt. In demselben Jahr stieg sie zur Farmleiterin auf. Die Entwicklung von der Melkerin zur Farmleiterin machte sie dann während des Krieges in dem entlegenen sibirischen Dorf Turuntajewo, Gebiet Tomsk, zum zweitenmal durch. Im Jahre 1956 übersiedelte Katharina mit ihrer Familie nach Kasachstan. Hier arbeitete sie wieder vorbildlich im Kolchos "Nowy Put“. Im Jahre 1967 ging sie in den wohlverdienten Ruhestand. Auf Katharina bezogen, ist „Ruhestand“ nicht das richtige Wort. Als Kommunistin geht sie alles um sie an, hat sie für alles offene Augen. Nicht von ungefähr wurde ihr als einer der ersten im Rayon Tschu das neue Parteibuch mit der Lenin-Silhouette eingehändigt. Ihr Gatte David ist jetzt ebenfalls im Ruhestand. Er war sein ganzes Leben Kraftfahrer und Traktorist. Diese Berufe übte er 33 Jahre aus. Er wurde mit der Lenin-Jubiläumsmedaille ausgezeichnet.

Die vorbildlichen Eltern haben eine gute Nachkommenschaft großgezogen. Galja, die jüngste Tochter, beendet in diesem Jahr die zehnte und David, der jüngste Sohn, die achte Klasse.

So lebt diese glückliche Familie, mit Stolz auf die vergangenen Jahre zurückblickend.“

Genosse Maier sandte der Redaktion auch ein Foto. Auf ihm sehen Sie die Lenin-Ordenträgerin Katharina Grauberger und ihren Gatten, David Kraus, wie sie heute aussehen.


Freundschaft, Nr. 91 vom 11. Mai 1973, S. 2.