Сообщения, опубликованные в журнале „Klemens“
Aus Welt und Kirche.
Petersburg. Am Sarge des weil. Monseigneur Klopotowski werden täglich Seelenmessen abgehalten. Denselben wohnten u. a. bei: der russische Metropolit von St. Petersburg Anton, der Ackerbauminister A. S. Jermolow, der Direktor des Departements für fremde Kulte Geheimrat Mossolow. Am Sarge werden Tag und Nacht von Seminaristen Psalmen gesungen; der 87-jährige Vater des Metropoliten befindet sich fast ununterbrochen am Sarge seines Sohnes.
Vor etwa einem Monat, so heißt es, habe Monseigneur Klopotowski zu seiner Umgebung geäußert, er fühle, daß er am 12. Februar sterben werde. Das trat beinahe zu; er starb am 11. Februar.
Auf speciellen Wunsch des Metropoliten wird seine Leiche nicht im Gewölbe der St. Marien-Kirche auf dem Wiborger Friedhof, wo sonst die katholischen Erzbischöfe beigesetzt werden, zur Ruhe bestattet, sondern auf dem Friedhof selbst, neben dem Grabe des Bischofs Duchowezki beerdigt.
Klemens. Ein katholisches Wochenblatt.
Nr. 21, den 18. Februar 1903, S. 168.
Erinnerungen an den † Erzbischof
Boleslaus Hieronymus Klopotowski.
Wiederum hat der unerbittliche Tod ein gar sehr wertvolles Opfer abgeholt. Den 11. Februar ½ 4 Uhr nachmittags ging in die Ewigkeit hinüber der hochwürdigste Metropolitanerzbischof von Mohilew Dr. Boleslaus Hieronymus Klopotowski, nachdem er öfters gebeichtet, die hl. Kommunion und die hl. letzte Ölung empfangen hatte. Welch eine Lücke mit dem Hinscheiden dieses Kirchenfürsten in der katholischen Hierarchie in Rußland entstanden ist, können gewiß nur die wissen, denen bekannt ist, was der eben Verblichene für eine Rolle spielte, und wie schwer es sein wird, wiederum einen solchen Mann aufzusuchen, der diesen in jeder Hinsicht ungemein wichtigen Posten mit demselben oder wenigstens ähnlichem Erfolg versehen könnte. Wer hätte es geglaubt, daß der Konsekrator unseres hochwürdigsten Herrn Bischofs (3. Nov.) schon so früh das Zeitliche segnen sollte? Ein Mann von so gesunder und so starker Natur!
Ja, was ist der Mensch, selbst der mächtigste auf Erden! Wer ist der Mächtigste? fragte jemand. Suche ihn nicht, war die Antwort, unter jenen, die über Länder und Meere gebieten, den Völkern Gesetze geben und über ihre Mitmenschen Gericht halten, bei dessen Namen selbst den tapfersten Respekt eingeflößt wird; nicht unter denjenigen, die hohe Titel führen, Kreuz und Stern auf der Brust tragen – auch diese sind einem andern unterthan und tragen notwendigerweise sein Joch. Und dieser, von allen gefürchtet, fürchtet selbst niemand. Bei seinem Namen zittern selbst diejenigen, die sonst mutig jeder Gefahr trotzig ins Gesicht schauen. Alles Bitten um Aufschub ist auch vergebens; darauf antwortet er herzlos, Überlaß das einem andern, nach oben deutend – und du mußt mit. Wie heißt dieser Allmächtige? Er heißt Tod. Sei wer du willst; ist deine Rolle ausgespielt auf der Bühne des Welttheaters, dann heißt´s: tritt` ab! Mache einem andern Platz!
Eine geringfügige Erkältung war es, die sich der verstorbene Oberhirte gelegentlich einer Begräbnisfeier zugezogen, und die eine zwei Monate lange schmerzvolle Krankheit und endlich den Tod verursachte. Er fiel, wie dies gewöhnlich bei solchen Erkältungen der Fall ist, der Lungenentzündung als Opfer anheim; dann hörte infolge der schwachen Thätigkeit der Lungen das Blut auf regelmäßig zu cirkulieren, worauf eine unheilbare Blutvergiftung eintrat. Unsägliche Schmerzen mußte der selig Verblichene leiden.
Der Erzbischof Boleslaus Hieronymus Klopotowski seligen Andenkens erblickte das Licht der Welt den 13. März 1848 zu Zlotopol, Gouvernement Podolien. Nach beendigten Gymnasialstudien zu Kiew, fühlte er den Beruf zum priesterlichen Stande und trat in das Seminar zu Schitomir ein. Als wohlbegabten sehr fleißigen Jüngling schickte ihn die dortige Seminarverwaltung auf die Akademie zu St. Petersburg. Glänzend absolvierte er auch diese Anstalt. Die hl. Priesterweihe empfing er 1872. Nach Beendigung der Akademie wurde er sofort zum Professor am Seminar seiner Heimatsdiözese ernannt; daselbst entfaltete er eine segensreiche Thätigkeit, dermaßen, daß man ihn nur ungern entlassen wollte, als man ihm die Professur der Kirchengeschichte an der römisch-kathol. Akademie in Petersburg im Jahre 1877 angeboten hatte. Dieser Beförderung erwies sich der Verstorbene im Verlaufe seiner 20-jährigen Lehrthätigkeit auf dem Katheder der Kirchengeschichte und der Patrologie sehr würdig nach dem Zeugnisse aller jener, denen es vergönnt war, seine Hörer zu sein. Er verfaßte mehrere Artikel geschichtlichen Inhaltes, die in verschiedenen Organen polnischer Zunge abgedruckt wurden; ferner verfaßte er eine 3-bändige Kirchengeschichte in lateinischer Sprache, deren sich die Studenten auch jetzt noch als Handbuch bedienen, (wenngleich mit wenig Vergnügen, da das Werk bis jetzt nur lithographiert geblieben ist.) Gleichzeitig erfüllte er daselbst abwechselnd die Pflichten des Bibliothekars, des Präfekten, des Spirituals. Er pflegte mit unermüdlichem Fleiße und Eifer das Studium der Wissenschaften, wiederholt reiste er zu diesem Zwecke ins Ausland, u. a. besonders nach Rom und nach Innsbruck, um sich immer mehr zu vervollkommnen in seinem Wissen. Im Jahre 1884 wurde er daher auch schon zum Inspektoramte erhoben. Als Inspektor an der Akademie zeichnete er sich immer durch erbauenden unermüdlichen Eifer und ungewöhnliche Genauigkeit aus, durch eine Genauigkeit in der Erfüllung seiner ihm obliegenden Pflichten, wie sie nur diejenigen besitzen werden, die mit ebenso viel Vernunft als Gewissenhaftigkeit begabt sind. Ich glaube hier kaum erwähnen zu brauchen, daß er sich als Inspektor nicht einmal des Paulinischen Rates: „increpa“[1]) bedienen mußte; andererseits aber vergaß er auch nicht den Zweck jenes „Strafens,“ nämlich „non ut confundam vos, haes dico, sed ut filios meos carissimos moneo“. Freilich fehlte es auch nicht an solchen, denen seine Taktik nicht ganz gefiel, doch die Mehrzahl durchschaute sein eifriges Streben, echt römisch-katholische Priester heranzubilden, und versagte ihm deshalb nie die ihm gebührende Hochschätzung und Liebe.
Groß war daher und allgemein die Freude sowohl seiner Hörer, seiner Kollegen, wie auch seiner ehemaligen Vorgesetzten, als sich die frohe Kunde von seiner Präkonisation zum Suffragan-Bischof von Luck-Schitomir im Jahre 1897 verbreitete. Den Beweis dafür liefern die zahlreichen, gefühlvollen Gratulationsdepeschen sowohl aus der Umgegend, wie auch aus dem Königreiche Polen. Im nämlichen Jahre noch wurde er aufs freundlichste und liebevollste von den Seinigen empfangen. Nicht lange jedoch sollten sich die Katholiken seiner Heimat der eifrigen und klugen bischöflichen Thätigkeit ihres hochwürdigsten Landmannes erfreuen; denn schon den 15. April 1901 wurde er zum Mitropolitanerzbischof von Mohilew vom Hl. Vater mit Bewilligung der kaiserlichen Majestät präkonisiert. Die Intronisation fand den 10. Juni statt, von welcher der „Klemens“ seiner Zeit seine Leser benachrichtigt hat. Gleich nach derselben fing er an, eine wahrhaft apostolische Thätigkeit an den Tag zu legen, der man in der Folge die weittragendsten Ergebnisse mit Recht zuschreiben konnte. Der Veblichene besaß nämlich außer tüchtigen diplomatischen Fähigkeiten eine fast unermüdliche Arbeits- und Aufopferungskraft und Selbstverleugnung. Er hatte auf alles ein offenes Auge; er besuchte stets, so oft er konnte, die hiesigen katholischen Lehranstalten, die Akademie, das Seminar, das ihm ganz besonders am Herzen lag, die Asyle. Feierte irgend eine seiner Pfarreien ein bedeutenderes Fest, so pflegte er immer zu pontifizieren, d. i. das Hochamt zu feiern. Während desselben, wie auch gelegentlich der Erteilung der hl. Weihen unterließ er es nie, an den Klerus und das Volk längere Ansprachen zu halten, in denen er immer die besondere Liebe zur Wahrheit, die Liebe zur hl. Kirche, dem Hl. Vater, den Bischöfen und deren Gehilfen, den Priestern, mit gutem Erfolg zu behandeln verstand, gemäß dem hl. Augustin, der vermittelst der Liebe zur hl. Kirche die Liebe zu Gott mißt. Man konnte daher auch sehr gut die Änderung der Sitten im Volk und Klerus merken, indem man neues Leben und Wirken sich entwickeln sah.
Noch einiges über das Begräbnis des Leichnames. Schon an der zahlreichen Teilnahme der Gläubigen bei der Übertragung der Leiche aus dem erzbischöflichen Palaste in die Kathedralkirche konnte man voraussehen, was es am nächsten, am Begräbnistage, geben werde. Schon von frühe am 15. d. Mts. war die Kirche förmlich belagert. Alle Katholiken Petersburgs, Arbeiter und Soldaten nicht ausgenommen, kamen aus nah und fern herbei, um dem geliebten Hirten und Vater und Tröster seligen Andenkens das letzte Geleite zu geben. Die Polizei war auch recht rücksichtsvoll, indem selbe gestattete, dem verstorbenen Erzbischofe alle Ehrenbezeigungen zu erweisen. Es wurden Trauerfahnen getragen, wobei sich besonders die Studenten auszeichneten, und Totenlieder von dem Prozessionszug gesungen. Selbstverständlich war eine große Anzahl von Geistlichen vorhanden, die alle in der entsprechenden kirchlichen Kleidung erschienen. Die äußere Pracht dieses Trauertages wurde ganz besonders erhöht durch die persönliche Gegenwart Se. Excellenz des hochwürdigsten Bischofs Gr. Georg Schembek, der der Einladung des hiesigen Domkapitels so gütig war, Folge zu leisten.
Nach persolviertem Totenofficium wurde von dem genannten hochwürdigsten Herrn Bischof die Totenmesse gehalten. Während derselben hielt Dr. Cieplak, Professor a. d. röm.-kath. Geistl. Akademie, eine herzliche Ansprache, in welcher der Redner, nach skizzierter Lebensbeschreibung, die erschütternden Worte aus Jeremias Klagel.: „Quomodo sedet sola civitas etss.“ – „Wie sitzet einsam die Stadt, die so volkreiche“ u. s. w.[2]) an den gegenwärtigen Verlust einer solchen Lebenskraft, die mit dem Dahinscheiden des Erzbischofs Klopotowski ins Grab hinabgestiegen ist, anpaßte. Nur Dank und Ehre sei ihm für diese Ausführung, wie auch für mehrere andere schöne Züge, welche die Rede schmückten. Nach beendigter hl. Messe fand das sogenannte Catrum doloris statt. Nach Beendigung desselben setzte sich die Prozession in Bewegung. Das Gedränge auf der Straße, durch welche sich die Trauerprozession dahinzog, war so stark, daß es nur wenig jenem in der Kirche nachstand: eine solche Menschenmenge kam zu diesem Leichenzuge zusammen.
Als die Überreste des Erzbischofs Ign. Dmochowski übertragen wurden auf die Fürsorge des nun gleichfalls schon in die Ewigkeit hinübergegangenen Erzbischofs hin (worüber der „Klemens“ einen Bericht brachte), wollte man eine Zahl von 20 tausend Prozessionsmitgliedern annehmen – welch eine Prozession! Aber die letztens stattgefundene, die gestrige, war viel, viel größer, dermaßen, daß der Verkehr der Straßeneisenbahnwagen gänzlich unterbrochen wurde in dieser Zeit, und die Polizisten zu Pferde den ganzen langen Weg zu thun hatten, die bestmögliche Ordnung einzuhalten. Ungeachtet dessen, daß zwischen der Kathedralkirche und dem Kirchhofe, dem Wyborgschen, eine Strecke von wenigsten 10 Werst liegt, und daß das Wetter sehr ungünstig war, verließen nur wenige die Prozession, um sich per Wagen auf den Friedhof zu begeben. Am Kirchhofe angekommen, nahm Pfarrer Joh. Seislawski das Wort; derselbe zeigte auf kurze Weise, wie wir uns dem verstorbenen Vater gegenüber am besten bedanken könnten, nämlich durch fleißige Benutzung des uns durch das kostbare Blut Jesu Christi verdienten Rechtes, des Rechtes namentlich fest vertrauen zu können und zu müssen „auf die Menge der Erbarmen Gottes.“[3]) Für ihn also recht oft und herzlich zu beten: „Mi Jesu, misericordia – Mein Jesu, Barmherzigkeit!“ Und nun folgte das eigentliche Begräbnis neben der Friedhofskirche, an dem Platze, den sich der Verstorbene noch bei Lebzeiten erwählt hatte. – Es war 5 Uhr nachmittags. Das fromme Volk betete noch lange fort und bewies aufs klarste, wie hoch es die Diener der hl. Religion schätzt und in ihnen die hl. Kirche selbst.
Dieses sozusagen jähe und unerwartete Dahinscheiden eines so gesunden Mannes, der für uns noch so notwendig gewesen wäre, hat jenes heilsame Gefühl erweckt, welches uns große Ruhe zu verschaffen im stande ist im Leben und besonders für die Todesstunde, d. i. „Wachet, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird!“[4])
Im Namen der schon wieder heimgesuchten, verwaisten Diözesanen der großen, sehr großen Erzdiözese Mohilew, zu der auch wir noch vor 50 Jahre zählten, ein neuer Titel, um das Mitleidsgefühl in uns zu erwecken, bitte ich dich, mein lieber Leser oder Leserin, ihrer öfters in deinen frommen Gebeten zu gedenken, namentlich in der hl. Messe, nach der hl. Wandlung, das gnadenreiche und liebevolle Jesuherz anzurufen, daß es bälder einen würdigen Nachfolger an Stelle des selig im Herrn verstorbenen Erzbischofs erwecken wolle. Für Letzteren lasset uns beten, daß ihm der gerechte Richter seine während der Krankheit erlittenen Schmerzen als Genugthuung für die noch übriggebliebenen Sündenstrafen anrechne. Der Herr gebe dem vielgeliebten Hirten und Vater die ewige glückseligmachende Anschauung! Der Herr möge uns in ihm bald einen mächtigen Fürsprecher gewähren! Er ruhe in ewigem Frieden!
Boleslaus H. Klopotowski war der 10. Erzbischof. Die Namen seiner hohen Vorgänger sind:
1) Stanislaus Siestrzencewitsch vom 11. Dez. 1783 bis 1. Dez. 1826.
2) Kaspar Ciecischewsky vom 28. Feb. 1827 bis 16. Apr. 1831
3) Ignatius Pawlowsky vom 29. Juni 1841 bis 20. Juni 1842
4) Kasimir Dmochowsky vom 28. Nov. 1848 bis 11. Jan. 1851
5) Ignatius Holowinsky vom 3. Sept. 1851 bis 7. Nov. 1855
6) Wenzeslaus Schylinsky vom 18. Sept. 1856 bis 23. Apr. 1863
7) Antonius Fialkowsky vom 11. Feb. 1871 bis 20. Jan. 1883
8) Alexander Gintowt vom 3. März 1883 bis 14. Aug. 1889
9) Simon Koslowsky vom 2. Dez. 1891 bis 14. Nov. 1899
Petersburg, den 16. Februar 1903.
Klemens. Ein katholisches Wochenblatt.
Nr. 22, den 26. Februar 1903, S. 173-174.
Aus Welt und Kirche.
Petersburg. Bei der Beerdigung des Monseigneurs Klopotowski am 16. Februar auf dem Wiborger Friedhof standen in der Kirche an der 1. Rotte des Ismailowski-Polk, wo die Funeralien vollzogen wurden, Soldaten vom Jäger- und von Finländischen Regiment vom Eingang bis zum Altar Spalier. Bischof Graf Schembek vollzog die Funeralien.
Auf dem Friedhof bildeten wiederum Soldaten (vom Moskauer und vom Grenadierregiment) Spalier.
Der verstorbene Erzbischof hat sein ganzes Vermögen seinem greisen Vater hinterlassen; nach dessen Tode fällt das Gut Stolypino im Gouvernement Nowgorod dem Mohilewschen römisch-katholischen Seminar als Sanatorium zu! Einige Asyle und einige Verwandte erhalten Legate; das Schitomirski-Seminar erhält 10,000 Rbl. An Bargeld wurden beim Verstorbenen 22,000 Rbl. in Wertpapieren gefunden.
Klemens. Ein katholisches Wochenblatt.
Nr. 22, den 26. Februar 1903, S. 175.